Ereignisse der Willicher Geschichte - filmisch umgesetzt, spannend und informativ zugleich. Falls Sie noch nie vom Räuberhauptmann Helmes von der Schiefbahn oder vom Mord im Wirtshaus Schwarzenpfuhl gehört haben, sind Sie hier genau richtig.
Stadtgeschichte im Filmformat! Diese Idee wurde 2020 geboren, um einen neuen Zugang zu den vielfältigen Ereignissen der Willicher Historie zu gewinnen.
Als Einstieg in das Format "Willich History" wurden bekannte Kriminalfälle der Willicher Geschichte gewählt, weil ein Vortrag zu dieser Thematik auf ein breites Interesse in der Willicher Bevölkerung gestoßen war. Später kamen dann auch andere Themen aus der Stadtgeschichte dazu.
Auf dieser Seite erhalten Interessierte zahlreiche Hintergründe zu den einzelnen Themen. Außerdem werden hier auch die künstlerischen Freiheiten glatt gebügelt, die sich das Drehbuch bei den Filmen erlaubte, um den Stoff interessant verfilmen zu können.
Die Filme von "Willich History"
Helmes von der Schiefbahn
Schiefbahner sind bekanntermaßen freundlich und friedfertig. Doch das war nicht immer so: Vor 250 Jahren wurde hier ein Mann namens Wilhelm Hüsgen geboren, der als Mitglied der Bande des legendären „Fetzer" bekannt wurde und zahlreiche Raubzüge unternahm. Erst 1816 wurde der Mann, der sich in Räuberkreisen „Helmes von der Schiefbahn" nannte, festgenommen und hingerichtet.
Hintergrund dieser Ereignisse war die Franzosenzeit (1794-1814): Im ganzen Rheinland bildeten sich Räuberbanden, die überall Angst und Schrecken verbreiteten und deren Bekämpfung von den französischen Behörden nicht konsequent genug verfolgt wurde. Erst den Preußen gelang es nach 1815, die letzten Anführer dingfest zu machen und damit das Bandenwesen endlich zu beenden.
Wilhelm Hüsgen wurde 1768 geboren, erlernte den Beruf des Kuchenbäckers und heiratete eines Anna Margaretha Haps. Schon bald scheint er aber das Kuchenblech gegen die Pistole getauscht zu haben, denn er fiel früh durch erste Diebstähle auf, später tat er sich mit anderen Räubern zusammen, so dass man von ersten Banden sprechen konnte. 1801 gehörte Hüsgen zur Bande des Handelsjuden Michel Meyer, die in Helenabrunn einen Bauernhof überfiel. Die Sache ging gründlich schief - ein Räuber wurde erschossen, der Anführer blieb in einem Fenstergitter stecken und konnte von der Gendarmerie bequem einkassiert werden. Hüsgen beschloss, seine Heimat fortan zu meiden und sich woanders einer Bande anzuschließen.
Dabei traf er auf eine der bekanntesten Räuber-Persönlichkeiten seiner Zeit: Mathias Weber, genannt „Der Fetzer". Er wurde 1778 in Grefrath bei Büttgen geboren und kam nach dem frühen Tod seiner Eltern in die Obhut eines Scherenschleifers, der ihn erfolgreich darin unterrichtete, wie man jedes Schloss knackt. Seit 1795 scharte Weber andere Spießgesellen um sich und begann mit seinen Raubzügen . Bis zu seiner Verhaftung 1802 sollte er insgesamt 178 Straftaten begehen - dreimal so viele wie der berühmte „Schinderhannes". Zweimal gelang es ihm, das Neusser Rathaus auszurauben, beim Überfall auf den Köln-Elberfelder Postwagen erbeutete er 1799 unglaubliche 13.000 Reichstaler. Stützpunkt seiner Bande war die alte Bockstation in Osterath, hier fand er immer wieder Unterschlupf, und hier ist ihm vielleicht auch Wilhelm Hüsgen erstmals begegnet.
1801 nahm Hüsgen, der sich nun „Helmes von der Schiefbahn" nannte, erstmals an einem Raubzug des Fetzers teilt. Aktenmässig dokumentiert ist ein Überfall der Bande in der Nacht des 11.August auf das Haus des reichen Bürgers Kölver in Velbert. Dabei war Hüsgen in Begleitung solch schillernder Personen wie „Nagels Pitterchen", „Friedrich dem Scheelen" und dem „Generalchen" - einem desertierten französischen Soldaten. Der Überfall wurde nach dem bekannten Muster seiner Zeit durchgeführt: Die Tür wurde mit einem Rammbock aufgebrochen. Zwei Räuber hielten vor dem Haus Wache und vertrieben mit Schüssen in die Luft eventuell heraneilende Nachbarn. Die anderen zwangen die Bewohner mit Waffengewalt, alle Wertgegenstände herauszugeben.
Aufgrund seiner fortgesetzten Raubzüge intensivierten die Franzosen ihre Suche nach dem Fetzer, jetzt sogar in Zusammenarbeit mit den benachbarten Rheinbundstaaten. 1802 wurde er in Frankfurt verhaftet, ein letzter Fluchtversuch scheiterte. Ihm wurde der Prozess gemacht und am 19.Februar 1803 erfolgte in Köln die Hinrichtung.
Wilhelm Hüsgen scheint in der Folgezeit die übriggebliebenen Mitglieder der Bande um sich geschart zu haben. Seit 1804 wurde er steckbrieflich gesucht. Die Beschreibung lautete: „Helmes (Kuchenbecker) alt 40 Jahr, 5 Fuß 2 Zoll, schwarzbraune Bart, eben solche Haare, hellere Augenbrauen, schmal von Gesicht, pockennarbig, etwas gebogene Nase, gebürtig auf der Schiefbahn".
Über die folgenden 12 Jahre ist nichts bekannt, wir wissen nicht, ob Hüsgen untertauchte oder weitere Raubzüge durchführte. Erst 1816 wurde er in Kuckum bei Erkelenz gefasst. Bei seiner Verhaftung nannte er sich Hauser, weshalb sich die preußischen Behörden diskret an den gleichnamigen Schiefbahner Bürgermeister Laurenz Hauser wandten, ob es sich eventuell um einen Verwandten handeln würde. Hauser beeilte sich natürlich, den Sachverhalt zu klären und teilte dem zuständigen Staatsanwalt den wahren Namen des Übeltäters mit.
Wilhelm Hüsgen wurde 1817 in Aachen hingerichtet. Die Räuberbanden am Niederrhein gehörten der Vergangenheit an.
Mord am Schwarzen Pfuhl
Der Schwarzenpfuhl gehört zu den magischen, geheimnisumwitterten Orten im Willicher Stadtgebiet. Gelegen an einer Kreuzung von überregionaler Bedeutung, wo sich die beiden wichtigen Fernstraßen Köln-Venlo und Aachen-Krefeld kreuzten, entstand hier schon im späten Mittelalter eine Fuhrmannsherberge. Ambrosius II.von Virmond ließ hier im Januar 1579 einen Galgen errichten, an dem die Urteile des Neersener Gerichts vollstreckt wurden.
Als die Franzosen 1794 das linke Rheinland eroberten, richteten sie hier eine Mautstelle ein - die Einnahmen dienten dem Unterhalt der Chausseen im Departement. Die Herberge war weithin bekannt: Bis zu 50 Personen konnten hier speisen und übernachten. Auch der eine oder andere prominente Besucher kehrte am Schwarzenpfuhl ein.
Zu ihnen gehörte im Winter 1813 auch Marschall Michel Ney, einer der höchstdekorierten Generäle Napoleons. Nach dem gescheiterten Russland-Feldzug fluteten die Reste der geschlagenen Grande Armee zurück Richtung Frankreich und kamen dabei auch durch das Rheinland. Während Bonaparte selbst herrschaftlich auf Schloss Dyck bei Jüchen übernachtete, musste seine Entourage weniger komfortable Unterkünfte aufsuchen.
So kam es, dass Marschall Ney mit seiner Einheit am Schwarzenpfuhl einkehrte. In jener Nacht kam es zu einem mysteriösen Mord an einem französischen Offizier, der in den offiziellen Quellen nicht dokumentiert ist. Der tote Offizier wurde anschließend anonym in der Nähe der Herberge bestattet, die Lage des Grabs ist unbekannt.
Drehbuchautor Florian Siebert hat eine von vielen Möglichkeiten durchgespielt, was sich denn wohl in dieser Nacht ereignet haben könnte. Natürlich ist Meisterdetektiv Piet Persson wieder vor Ort und wird Zeuge der schrecklichen Ereignisse.
Der „Schwarzenpfuhl" blieb eine beliebte Fernfahrer-Raststätte. Erst 2016 wurde der Restaurationsbetrieb eingestellt. Drei Jahre später erwarb die städtische Grundstücksgesellschaft das marode, aber geschichtsträchtige Gebäude, um es nach erfolgter Sanierung einer neuen Nutzung zuzuführen.
Die Dreharbeiten fanden übrigens wieder im Freilichtmuseum Dorenburg statt, eine wunderbare Kulisse für unsere Story! Erstmals wurden Piet Persson weitere Darsteller zur Seite gestellt, dabei ließen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung durchaus schauspielerisches Talent erkennen.
Mordnacht in Anrath
Franz Josef Wirtz und sein sechs Jahre älterer Bruder Karl Theodor stammten beide aus Vorst. Franz Josef lebte in der Vennheide, zog aber im Sommer 1894 nach Lehe bei Bremerhaven, um dort wie sein Bruder eine Stelle als Erdarbeiter im Kanalbau anzutreten. Im September 1894 kehrten die Brüder wieder in die Vennheide zurück. In der Nacht vom 28. auf den 29.September brachen sie in das Haus der Gebrüder Peter und Heinrich Rütters ein. Bei den beiden Opfern handelte es sich um Bäckermeister, bei ihnen rechneten sich die Täter wohl eine gute Beute aus.
Als sie von den Bewohnern bemerkt wurden, kam es zu einem Handgemenge, in dessen Folge beide Brüder Rütters erstochen wurden. Auch eine Schwester und ein Neffe der Brüder erlitten Verletzungen. Den Brüdern Wirtz gelang die Flucht, wobei die Beute gerade einmal acht Pfennige und eine Zigarre betrug. Bei einer vom leitenden Kriminalkommissar Verhülsdonk anberaumten Hausdurchsuchung bei den Gebrüdern Wirtz in der Vennheide wurde unter anderem ein Glaserdiamant gefunden, den die Diebe zum Schneiden von Fensterscheiben benutzt hatten. Franz-Josef Wirtz wurde umgehend verhaftet.
Sein Bruder Karl Theodor war nach der Tat nach Lehe bei Bremerhaven zurückgekehrt und hoffte darauf, dort untertauchen zu können. Auf telegrafische Anweisung des Krefelder Staatsanwalts wurde er jedoch umgehend verhaftet. Bei der Überführung des Karl Theodor Wirtz spielte dessen sechsjähriger Sohn eine Hauptrolle: Der angereist Kommissar Verhülsdonk konfrontierte ihn mit einem Tropenhelm, der am Tatort gefunden wurde. Daraufhin sagte der Junge, der gehöre doch dem Papa.
Der Prozess gegen die beiden Brüder vor dem Schwurgericht Düsseldorf begann nur wenige Wochen später. Am 12.November wurden sie wegen schweren Diebstahls, Mordes, Mordversuchs und Raubversuchs zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 5.Juli 1895 auf dem Hof des neuen Gefängnisses an der Düsseldorfer Ulmenstraße durch den Scharfrichter Friedrich Reindel vollstreckt. Für diesen waren es die letzten beider seiner insgesamt 212 Vollstreckungen. Anschließend ging er in Ruhestand.
Die Dreharbeiten fanden statt im Schiefbahner Heimatmuseum und in einem Garten an der Anrather Brückenstraße.
Das Wunder von Nepomuk
In den letzten Jahrhunderten errichteten die Menschen in unserer Stadt zahlreiche Kapellen, Fußfälle und Heiligenhäuschen, um den göttlichen Schutz vor Naturgewalten wie Sturm, Hagel oder Gewittern zu erbeten - oder aber Gott dafür zu danken, dass der eigene Hof oder die eigenen Felder bei einem Unwetter verschont blieben.
Einige dieser Bauwerke zählen inzwischen zu den bekanntesten Denkmälern und sind sogar mit einer kleinen Legende verbunden:
Die Quirinuskapelle beispielsweise wurde gegen 1610 unweit des Schageshofs in Clörath von den beiden Ehepaaren Peter und Trien Kappert sowie Peter und Triengen Schager errichtet. Der Sage nach soll an dieser Stelle eine Eiche gestanden haben, die an der Grenze der Höfe Schages und Kappertz stand. Laut Überlieferung stritten sich die beiden Familien um die Eiche, bis man sich darauf einigte, sie zu fällen und aus dem Holz eine Kapelle zu errichten.
Noch spannender ist sicherlich die Geschichte rund um das Siechenkreuz am Kruse Boom: In der Bauernschaft Hardt sollen einst kleine Erdmännchen ihr Unheil getrieben haben - die Sekes-Männekes. Sie schliefen tagsüber in Erdlöchern und spielten nachts den Menschen böse Streiche. Eines Tages brachten die Kobolde den Bauern vom Teufelshof um, weil der nach ihnen gegraben hatte. In ihrer Todesangst machte die Witwe der Kirche reiche Schenkungen.
So richtete sich der Zorn der Kobolde nun gegen die Kirche: Eines Nachts zogen sie mit einem Seil den Kirchturm schief. Daraufhin riefen die Willicher ihren Schutzpatron Sankt Pankratius um Hilfe an. Der erschien dem Pfarrer und sagte ihm, er solle am Kruse Boom eine Grube schaufeln. In diese Grube wurden die Sekes - Männekes verbannt und wurden seitdem nie wieder gesehen. Zur Erinnerung an die Kobolde wurde ein Kreuz aufgestellt.
Nebenbei bemerkt: In Wirklichkeit erinnert das Kreuz an ein Siechenhaus, in dem früher Aussätzige und Pestkranke isoliert wurden.
Schließlich wäre da noch die Nepomukkapelle am Flöthbach, die dem Film ihren Namen gegeben hat: Der Sage nach wurde die Nepomuk-Statue zum Dank für ein Wunder am Ende des 17.Jahrhunderts aufgestellt: Ein vermißtes Kind der Müllerfamilie Bonsels wurde wohlbehalten am Ufer des Flöthbachs wiedergefunden, eben an jener Stelle, wo der Bildstock heute steht.
So rankt sich die Story des Films, der diesmal in allen vier Stadtteilen gedreht wurde, um Meisterdetektiv Piet Persson, der über die Geschichten der Kapellen und Wegekreuze und mit Hilfe des kleinen Mukki selbst zum Glauben findet.
Die Erfolgsstory
Der Film "Die Erfolgsstory" behandelt die Gründung des Schiefbahner Löschzugs im Jahr 1886. Die Geschichte des Löschwesens in Schiefbahn ist jedoch wesentlich länger:
Ein erstes Reglement zur Brandbekämpfung wurde bereits im 18.Jahrhundert erlassen. Dafür bildete die Gemeinde eine Gruppe von Männern, die sich aus dem heimischen Schützenwesen bildete. Eine erste Feuerspritze wurde bei einem Großbrand am 6.Mai 1784 zerstört. Ein Jahr später wurde eine neue Pumpe angeschafft, die noch bis in die 1930er Jahre genutzt wurde. Ein erstes Spritzenhäuschen befand sich auf dem heutigen Hubertusplatz, dort, wo sich heute der Parkplatz befindet. Hier befand sich auch die Gemeindepumpe.
1810 teilte der Schiefbahner Maire dem Unter-Präfekten mit, dass "die Gemeinde zwei gut funktionierende Löschpumpen besitze und sich in jedem Haus ein Wassereimer zum Feuerlöschen befinde". 1829 wurde in Schiefbahn eine "Feuerlösch- und Nachtwach-Ordnung" erlassen, die jedoch nicht in die Bildung eines Löschzugs mündete.
Erst unter Bürgermeister Kaspar Voß kam es schließlich zur Bildung eines Löschzugs: Am 14.November 1886 unterschrieben 19 Bürger die Statuten der Freiwilligen Feuerwehr Schiefbahn. Am 1.Dezember 1886 nahm sie offiziell ihre Arbeit auf. Chef der Feuerwehr wurde Bürgermeister Voß, sein Stellvertreter der Erste Beigordnete Heinrich Mertens.
Das Filmprojekt wäre nicht möglich gewesen ohne die historische Löschgruppe beim Löschzug Schiefbahn. Seit vielen Jahren nimmt die Gruppe mit ihrer Spritze „de Jupp“, ausgestattet mit zeitgenössischen Uniformen und Pickelhauben, an Wettkämpfen teil und misst sich dort mit anderen historischen Löschgruppen. Bernd Kretschmann ist nicht nur Mitglied des Schiefbahner Löschzugs und der historischen Löschgruppe, sondern auch Feuerwehrhistoriker und profunder Kenner der Schiefbahner Feuerwehrgeschichte.
Ihm fiel bei seinen Recherchen auf, dass sich auf dem Jüdischen Friedhof am Bertzweg die Gräber von drei Feuerwehrmännern befinden, darunter auch das von Louis Kaufmann (1848-1918), der zu den Gründervätern des Löschzugs gehörte. Bernd Kretschmann informierte umgehend Bernd-Dieter Röhrscheid, seit vielen Jahrzehnten die tragende Säule der jüdischen Erinnerungskultur in der Stadt Willich. Gemeinsam wurden Möglichkeiten erörtert, die Verknüpfung der Jüdischen Gemeinde mit dem Schiefbahner Löschzug einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Schließlich fiel die Wahl auf das YouTube-Format „Willich History“.
Die Dreharbeiten fanden statt auf dem Gelände des Heimatmuseums "Kamps Pitter", auf dem Jüdischen Friedhof Bertzweg und am Rand des großen Feuerwehrfestes in Burg Linn. Sowohl die "Veteranen" des Schiefbahner Löschzugs als Gründungsmitglieder als auch die Historische Löschgruppe bei fiktiven Brandlöschungen zeigten eine phantastische Performance.